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Das Testament der Zornigen

Ja, wir sind zorniger denn je. Wir waren zornig über die erbarmungslose Macht der Multis, über die Ohnmacht der Armen, zornig über die Herrschaft des Goldenen Kalbes, zornig über die Sklaven des kapitalen Marktes, die Hartherzigen, die sich Christen, die Intoleranten, die sich Humanisten nennen. Zornig über die vom Ungeist besessenen muslimischen Männer, die die Worte des Korans verdrehen und das Leben ihrer Frauen vergewaltigen und die Blumen der Liebe zertreten. Wir sind die Zornigen. Zorniger denn je. Zornig, dass die Schafe aufblicken und sich scheren lassen und die blutigen Hände ihrer Herren lecken und die Messer nicht erkennen, die sie schächten. Zornig, dass die Kühe stumm sich Zäune wünschen, elektrisch geladen, um sicher zu sein vor allem Unbill, und nicht sehen, dass sie nun leichter geköpft und ausgeweidet werden können. Zornig, dass die Hasen freudig ihre abgeschnittenen Schwänze heben und den Hunden, die sie zerfleischen, in die Zähne laufen. Zornig, dass die Katzen sich an die Stiefel der Schinder schmiegen, die sie bei lebendem Leib häuten werden. Zornig, dass diese Welt sich geändert hat, doch nicht zur Liebe, zur Freiheit, zur Poesie, nicht zur Sehnsucht und zur Fantasie, nicht zum Mitleid, zum Erbarmen, zur Erlösung, sondern zur stärkeren Unterdrückung als je zuvor, zur totalen Diktatur.

Ja, ich gestehe, unser Zorn, unsere Wut kam aus dem Bauch heraus. Wir konnten den Geist des Bösen nicht besiegen, aber den Drachen, der ihn trug, ans Tageslicht ziehen. Wir wollten keine Gewalt, wir verteidigten uns mit den Mitteln des Wortes und der guten Tat. Wir lasen das Gute in den Schriften der Religionsschöpfer und kämpften gegen Verblendung und Diskriminierung. Dann geschah das, was heute nur noch GROUND ZERO heißt. Der Angriff auf die Türme des Kapitals. Das Glücksgeschenk für eine schon wankende kapitale kalte Welt. Der Pförtner Heh starb durch meine Schuld, und Sol nahm die Schuld auf sich und opferte sich. In den Türmen einer vielfach befestigten Wirtschaftsmacht starben tausende Hehs, und ich sage dies in Trauer, Erbitterung und Zorn. In Trauer um die Toten, in Erbitterung um die Folgen, und in Zorn auf die Täter. Sie gaben der unmoralischen Herrschaft die moralische Macht, gedeckt von einem geschockten Weltgewissen, Unschuldige zu ermorden, Zweifler platt zu machen, Widerständige zu vernichten. Schafe lecken das Blut von ihren Schächtern, Kühe ergeben sich willig ihren Schlächtern, Hasen umhalsen ihre Jäger und Katzen schmiegen sich an ihre Schinder. Das macht uns zornig, zorniger denn je, zornig in Trauer und traurig im Zorn. Doch aus dem Zorn und der Trauer erwächst unsere Kraft. Wir sind keine blöden Schafe, keine dummen Kühe, keine schwanzlosen Hasen, keine willigen Katzen - wir sind Menschen mit einem menschlich Herz. Der Kampf geht weiter.




Zeichnung: Aljoscha Klimov


Illustrationen im Buch stammen von dem russischen Anime- und Mangazeichner Aljoscha Klimov.


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